Oktoberfest-Wiesn – bayrisch flirten und feiern

Wenn man in die Suchmaschine „Oktoberfest-Wiesn“ eingibt, stößt man seitenweise auf immer dieselben Sprüche, die die Autoren / Autorinnen, selbst meist des Bairischen nicht mächtig, von einander abgekupfert haben.

Glaubt man diesen sogenannten „Wiesn-Wörterbüchern, Oktoberfest-Sprachführern und Wiesn-ABCs“, muss man nur ca. 20 bis 25 (ziemlich depperte) Wiesn-Sprüche kennen und schon läuft alles wie geschmiert.

Da wie gesagt im Internet bereits eine Menge von Oktoberfest-Sprüchen und Wiesn-Weisheiten kursieren, will Ihnen Bairisches Wörterbuch nur einen kleinen Auszug an elementaren Ausdrücken und Redewendungen präsentieren.

Bayerische Begrüßung:

Servus beinand = hallo zusammen
Griaß God = Grüß Gott

Bayerisch Essen und Trinken – Bestellung im Wiesn-Zelt:

a Mass oder a Masserl, bittschön = bitte eine Mass Bier
a Hendl und a Brezn = ein gegrilltes Hähnchen und eine Breze
an Obatztn und a Brezn = eine Käsecreme und eine Breze
an Schweinsbratn mit Knödl und Kraut = Schweinebraten mit Kloß / Klößen und Sauerkraut
Schweinswürstl mit Kraut = Schweinsbratwürstchen mit Sauerkraut
a Wammerl mit Knödl und Kraut = Schweinebauch mit Kloß / Klößen und Sauerkraut
an Ochsenbratn mit Blaukraut und Knödl = Ochsenbraten mit Rotkohl und Kloß
a Pfund Kaas und a große Brezn = 500g Käse und eine große Breze
an Radi und a Butterbrot = Rettich mit Butterbrot

Während Sie nun gut für Ihr leibliches Wohlbefinden gesorgt haben, hat Sie vielleicht schon einer Ihrer Tischnachbarn angestoßen und gesagt: Lass mi amoi naus, i muaß biesln! = lass mich mal raus, ich muss auf die Toilette!

Der Gang zur Toilette ist ein menschliches Bedürfnis und beim Wiesnbesuch nichts Außergewöhnliches. Die kostenpflichtigen Toiletten sind in der Regel gut gepflegt und sauber.

Leider kommt es nicht selten vor, dass es für den Gang zum „Häusl“ zu spät ist. Wenn also Ihr Tischnachbar/Ihre Tischnachbarin ruft:
I glaab, i muaß speibnich glaube, ich muss mich übergeben! bedeutet das höchste Alarmstufe und oft ist es zu spät, in Deckung zu gehen. Während der / die Betroffene wie ein Häufchen Elend auf den unfreiwilligen „Erguss“ starrt, kann es sein, dass die Bedienung bereits herbei eilt, nicht ohne von weitem zu schimpfen: Dein Dreeg putzt aber selber zamm, gell, des sog i da – Deinen Dreck putzt du aber selbst weg!

Flirten auf der Wiesn:

Die Wiesn ist nicht nur die größte Party der Welt, sondern auch ein beliebter Ort zum Anbandeln. Kein Wunder, bei Stimmung und guter Laune ist jeder in Flirtlaune. ABER ACHTUNG, liebe Herren der Schöpfung, ein hübsches, offenherziges Dekolleté oder ein knackiger Hintern sind noch lange kein Freibrief zum Dappen = Grapschen! Sonst kann es leicht sein, dass die Stimmung blitzschnell umschlägt:
Dua deine Glubberl weg, du Saubär, du dreckerter = nimm deine Finger weg, du Schwein, du dreckiges! oder
glang mi fei du ned so verheirat‘ o, du Dreeghamme, du gscherter = du musst mich nicht so betatschen als wären wir verheiratet, du ungehobelter Dreckhammel!

In Ihrer Feierlaune haben Sie vielleicht noch übersehen, dass Ihre „Auserwählte“ nicht allein, sondern in Begleitung eines gestanden Bayern mit Preisringer-Qualitäten ist, der Ihnen unmissverständlich zu verstehen gibt:
Wennst etz koa Ruah gibst, foid da Watschnbaam um. Schleich di = Wenn du jetzt nicht aufhörst, gibt’s was auf die Fresse. Hau ab!
Diese Warnung sollte Ihnen genügen, denn Sie wären nicht der Erste, der mit blutiger Nase, einem Veilchen und ausgeschlagenen Zähnen hinter einem Bierzelt aufwacht.

Weil wir Gentlemen sind, erfreuen wir uns an dem guten Bier, dem köstlichen Essen, dem süffigen Bier und der Band, die das Zelt zum Brodeln bringt. Spätestens nach jedem dritten Lied erschallt das berühmte „Prosit der Gemütlichkeit“, gefolgt von dem Trinkspruch
Oans, zwoa, drei, gsuffa = eins, zwei, drei gesoffen! (Klingt deppert, diese wortwörtliche Übersetzung, nicht wahr?)

Dafür zwei Trinksprüche, die Sie mit Sicherheit noch nie irgendwo gehört haben:

Unta da kleanstn Steppdeckn konn da größte Depp steckn, Prost = unter der kleinsten Steppdecken kann der größte Depp stecken, Prost!
Aus da Gurgl duads an Schrei, schütt nei, schütt nei = aus der Gurgel tut es einen Schrei, schütt hinein, schütt hinein!

Gerade kommen wieder neue zwei neue Gäste und fragen höflich:
Derf ma uns zu eich dazua hocka = dürfen wir uns zu euch setzen? Und weil tatsächlich wieder was frei geworden ist, antwortet einer der Anwesenden:
Hauts eich hera, dann samma mehra = Setzt euch her, dann sind wir mehr! (Diesen Spruch werden Sie mit Sicherheit mindestens einmal bei Ihrem Wiesn-Besuch hören.)

Am Nachbartisch ist die Flirt-Laune fortgeschritten und ein angesäuselter junger Mann flötet seiner Angebeteten entgegen:
I mog di – ich mag dich! Mogst a Busserl – magst du einen Kuss? 

Sie mag nicht und giftet zurück:
Lass ma mei Ruah, du bsuffana Hamme = lass mich in Ruhe, du besoffener Hammel!

Das wiederum kränkt ihn und er lallt ihr entgegen:
Du host Fiass wiar a Reh – so haarig und daschissn = Du hast Beine wie ein Reh! (Die weitere Übersetzung entfällt, Sie wissen doch, Gentlemen…)

In der Kürze liegt die Würze, heißt es so schön und weil er ohnehin schon zu umfangreich ist, endet dieser Wiesn-Artikel an dieser Stelle.

Bairisches Wörterbuch wünscht Ihnen einen unvergesslichen Wiesn-Aufenthalt, an guadn Hunger und an guadn Durscht, PROST!